Lankow vom Norden aus

 
Als slawische Siedlung gegründet lag das Dorf Lankow auf einer Halbinsel am Lankower See westlich von Dechow.
Jüngste Ausgrabungen belegen eine zehntausend Jahre alte Siedlungsgeschichte. Im 14. Jahrhundert erwarb das Ratzeburger Domkapitel den Ort Lankow. Landeshoheitlich gehörte es damit zum Fürstentum Ratzeburg und seit 1701 zum Herzogtum Mecklenburg-Strelitz.

In Lankow gab es drei Bauernstellen, fünf Büdnereien, drei Katen, eine Gastwirtschaft und von 1869 bis 1938 außerdem noch eine kleine Schule. 1942 zählte Lankow 59 Einwohner. Durch Flüchtlinge war die Einwohnerzahl 1946 auf über Einhundert angewachsen, 1973 waren es nur noch 28. Im Januar 1960 wurde Lankow im Zuge des Zusammenschlusses beider Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) in die Gemeinde Dechow eingemeindet.

Lankow Bodenfliesen – Foto: Marlene Rautenberg

Nach dem „Barber-Ljaschtschenko-Abkommen“ im November 1945 rückte die Demarkationslinie zwischen der britischen und der sowjetischen Besatzungszone an den Lankower See. Damit lag das Dorf an der innerdeutschen Grenze, in der russischen Besatzungszone und wurde zunächst in die Zentralgemeinde Schlagsdorf eingemeindet.

Die Errichtung der SED-Diktatur war auch in Lankow spürbar. Auf Weisung der Sowjetunion richtete die DDR-Regierung 1952 entlang der innerdeutschen Grenze ein fünf Kilometer breites Sperrgebiet ein. Das Dorf Lankow lag im Sperrgebiet und gehörte zum 500 m breiten Schutzstreifen unmittelbar an der Trennlinie zwischen Ost und West. Hier waren die Einwohner besonders restriktiven Bestimmungen unterworfen; einige flohen in den Westen.
 

Lankow Grenze – Foto: Heike Fischer

Die exponierte Lage am See unmittelbar an der Staatsgrenze West verlockte nicht wenige Menschen zum illegalen Grenzübertritt. Um sich davor zu schützen, siedelte der Staat 1952 und 1961 alle alteingesessenen Bauern- und Handwerkerfamilien ohne Rücksicht auf familiäre Bindungen ins Landesinnere der DDR zwangsweise um. In die nun leerstehenden Gehöfte und Wohnungen zogen neue Einwohner, oder sie wurden abgerissen und eingeebnet. Die wenigen verbliebenen Bewohner Lankows ließen sich nach und nach ebenfalls umsiedeln.
1976 war Lankow „frei gezogen“. Noch im selben Jahr begann die weitere Grenzsicherung und Grenzbereinigung. Alle Lankower Häuser und landwirtschaftlichen Gebäude wurden abgerissen und ihre Überreste den Abhang zum See hinuntergeschoben. Um freies Sicht- und Schussfeld zu haben, wurde die Vegetation beseitigt. Zur Abschreckung von Flüchtlingen durchzogen Grenzsignal- und Streckmetallsperrzäune von 1976 bis 1990 den Lankower See.
 

Foto: Dirk Gastrock

 

Lankow wurde also geschleift.
Heute erinnern nur noch wenige Überreste der Besiedelung und bäuerlichen Gartenkultur sowie ein Gedenkstein, eine Informationstafel und mit Fotos versehene Findlinge, die die Lage der ehemaligen Gehöfte markieren, an das von der DDR-Regierung unerwünschte Dorf am Lankower See.

Ein Abstecher nach Lankow mit Spurensuche auf dem Gedenk- und Lernpfad lohnt sich wirklich sehr!

 

 

 


 
Literatur


Lankow. Ein geschleiftes Dorf – Broschüre von Dr. Wolf Karge (2021)

Die Broschüre ist über den Bürgermeister in Dechow, den Hofladen der Gläsernen Meierei oder das Grenzhus in Schlagsdorf, Neubauernweg 1 zu beziehen.